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©1998/1999 Antje Dorn / VG Bild-Kunst, Bonn [all rights reserved]
Auswahl aus der Serie "0,0 Total", 84-teilige Serie, C-Prints, 26x36cm und 26x39cm, 1998/1999, Auflage 3 / signiert und nummeriert
Photos (selection) out of the series "0,0 Total"", series of 84 photos (c-prints), 26x36 cm and 26x39 cm, 1998/1999, Edition of 3 / signed and numbered
antje dorn - 0,0 TOTAL - installation im museum folkwang essen
Installationsansichten der Serie "0,0 Total" (84-teilige Serie,C-Prints, 26x36cm und 26x39cm, 1998/99) in der Ausstellung "Antje Dorn.Stuff", Museum Folkwang Essen, 2011
Installation views of the series "0,0 Total", (84 C-Prints, 26x36cm and 26x39 cm, 1998/99) in the Exhibition "Antje Dorn.Stuff" , Museum Folkwang Essen, 2011
Exhibition photo: Antje Dorn
antje dorn - 0,0 TOTAL -  Fotomuseum Winterthur
Photographien der Serie "0,0 Total" in der Ausstellung "Wege zur Selbstverständlichkeit - Set 4 aus der Sammlung des Fotomuseum Winterthur",
Fotomuseum Winterthur, 2007
Photos out of the series "0,0 Total" in the exhibition "Towards a new ease", Fotomuseum Winterthur, 2007
Public Collection: Fotomuseum Winterthur
Exhibition photo: Fotomuseum Wiinterthur

antje dorn - 0,0 TOTAL - Galerie Barbara Wien, Berlin
Photographien der Serie "0,0 Total" in der Galerie Barbara Wien, 2000
Ausstellungsphoto: Antje Dorn
Benjamin Mayer-Krahmer:
Antje Dorn „0,0 Total“

Galerie Barbara Wien, Berlin
15. April bis zum 27. Mai 2000 (Eröffnung: Samstag,15. April 19 - 21 Uhr)


„0,0-Total“ ist eine Serie von 84 Farbfotografien (37x27, 40x27)1999 wurde die Serie in der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang in Essen präsentiert. Sie erschien im selben Jahr im Salon Verlag, Köln, als Buch.


Kulturelles Unbehagen geht traditionell mit der Klage über den Verlust von Inhalten einher.
Ein gegen 'die Kunst' immer wieder erhobener Vorwurf mit feuilletonistischem Beigeschmack, den man der Serie „0,0 Total“ von Antje Dorn schwerlich wird machen können. Ausgerechnet an einer Arbeit mit dem Titel - Nullkommanichts - prallt dieser Vorwurf ab. Denn hier geht es um Inhalte - und das, was sie umgibt.

Massenhaft produzierte Behälter für Alltagsprodukte sind im Konsumkontext mehr Werbeträger als funktionale Verpackung. Von Experten der visuellen und haptischen Kommunikation werden sie mit dem Ziel der Verkaufssteigerung entworfen. Im Vordergrund steht die Strategie, die Übereinstimmung der Qualitäten von Verpackung und Inhalt nahezulegen. Die Entdeckung dieser für Manipulationen offenen Oberflächen macht die eine Hälfte der ausgestellten Serie aus: sie besteht aus Fotografien von Behältern, meist Flaschen, bemalt und neu etikettiert. Durch diese Manipulation wird die private Aneignung von Massenprodukten möglich - eine Auseinandersetzung mit dem, was uns an suggestiven Oberflächlichkeiten umgibt. Die Bedeutung, die bei der Werbung den Produktnamen, der graphischen Gestaltung von Etiketten, Labels und Aufschriften zukommt, findet ihr Pendant in den detailreichen Bearbeitungen der Flaschen bei Antje Dorn.

Die Verfremdung der Inhalte, die andere Hälfte der Serie, wird im Gegensatz zu der der Flaschen durch eine äußerst reduzierte Behandlung erreicht. Die Flüssigkeiten werden ausgeschüttet oder -gedrückt und als fotografische Nahaufnahme in inszenierter Zufälligkeit abgelichtet. Der Eindruck der Unkenntlichkeit der Substanzen steht im Gegensatz zur scheinbar nüchternen fotografischen Abbildung. Außerhalb der Behälter, die sie bezeichnen, werden alltägliche Flüssigkeiten auf einmal zu abstrakten Schaumskulpturen, ufoartig schwebenden Farbflächen oder fäkalischen Haufengebilden. Unterscheidungen wie flüssig oder fest, eßbar oder giftig, eklig oder schön können nicht mehr sicher getroffen werden und wirken plötzlich unangebracht.

Inwiefern eine Bedeutung nur als gesichert erscheint, wenn der sie begrenzende und bezeichnende Raum gleichfalls präsent ist, oder sie in dessen Abwesenheit zur unkenntlichen Substanz mutiert, ist eine der Fragen, die „0,0 Total“ aufwirft.

Antje Dorn - 0,0 Total - Museum Folkwang Essen 1999 Antje Dorn - 0,0 Total - Museum Folkwang Essen 1999
"0,0 Total", 84-teilige Serie, Photographien (C-Prints),1998/99. Installationsansichten, Museum Folkwang Essen, 1999.
Ausstellungsphotos: Jens Nober / Museum Folkwang, Essen
"0,0 Total", series of 84 Photos (C-Prints), 1998/99, Installation views, Museum Folkwang Essen, 1999.
Museum Folkwang, Essen

Reaktionen - Eine neue Ausstellungsreihe
Antje Dorn im Dialog mit Bildern der Fotografischen Sammlung
19. Dezember 1999 bis 27. Februar 2000
Ausstellungseröffnung am 17. Dezember 1999 um 19.30 Uhr

Reaktionen - heißt eine neue Ausstellungsreihe der Fotografischen Sammlung. Ihren Auftakt bildet die Präsentation von 0,0 TOTAL, einer Arbeit der Berliner Künstlerin Antje Dorn. Ihr gegenübergestellt wird eine Auswahl von Fotoarbeiten aus den Beständen der Sammlung, die sich dem gemeinsamen Thema der Dingwelt annimmt.

Innerhalb dieser Ausstellungsreihe soll kurzfristig auf Tendenzen der zeitgenössischen Fotografie reagiert werden. In der Konfrontation der jüngsten Kunstproduktion mit Arbeiten aus dem Bestand wird das Museum zum Ort des Austausches zwischen aktuellen und historischen Positionen der Fotografie. 

Die Reaktionen entfalten so einen Dialog zwischen neuer bildnerischer Produktion und fotografischer Tradition. Dies geschieht mit dem Ziel einen sowohl für die Betrachter als auch für die Künstler erhellenden und inspirierenden Blickwechsel zu provozieren.

Die gemeinsame Ebene dieser ersten Begegnung bildet die Darstellung von Gegenständen und Utensilien unseres Alltags. Mit viel Witz und Anarchie verpaßt Antje Dorn Ketchupflaschen und anderen stereotypen Plastikbehältern unserer Warenwelt ein neues Outfit. Den fotografischen Reproduktionen dieser grellen Gebilde stellt sie abstrakte Fotografien verschiedener Flüssigkeiten gegenüber: Kleckse und Spritzer, die erst durch die fotografische Aufnahme ihre eigene bildliche Autonomie erlangen.

Ebenso neue Sichtweisen auf scheinbar vertraute und banale Gegenstände unserer häuslichen Umgebung eröffnet die Auswahl von Bildbeispielen aus der Fotografischen Sammlung, die von der Jahrhundertwende bis heute reichen.   

Dem ironischen Gestus der Künstlerin entsprechend ist die Auswahl der Fotografien weniger geprägt durch eine allzu große Nähe zu den Arbeiten Dorns oder durch eine historische Aufbereitung des Bildthemas als vielmehr durch die spielerische Freude am visuellen Experimentieren und Konfrontieren. Ein vermeintlich beiläufiger Blick auf die Dinge findet darin ebenso seinen Platz wie eine nüchtern inventarisierende Erfassung, das abstrahierende Fragment ebenso wie die allegorische Inszenierung.

Zu 0,0 Total von Antje Dorn erscheint ein Buch im Salon Verlag, Köln

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